Hintergrund

Auf den verschiedenen Ebenen von EU, Bund und Ländern werden bereits seit einigen Jahren Konzepte und Strategien erarbeitet, die zu Minderungen von Spurenstoffeinträgen in die Umwelt bzw. in die Gewässer führen sollen. Eine wichtige Stoffgruppe stellen hierbei Human- und Tierarzneistoffe dar. Um im Rahmen eines ganzheitlichen Ansatzes, einer möglichst hohen Effektivität und einer ausgewogenen Verteilung von Verantwortlichkeiten Maßnahmen zur Eintragsminderung in die Umsetzung bringen zu können, müssen die relevanten Eintragsquellen soweit möglich bekannt sein und bilanziert werden können.

Für einige Stoffgruppen und Eintragsquellen fehlen bislang allerdings valide Abschätzungen zu den Eintragsmengen. Um bislang bestehende Informationslücken in den Bereichen der Arzneimittelverbräuche bei Tieren, Einleitungen aus Arzneimittelproduktionsstandorten in Deutschland sowie weiteren Punktquellen schließen zu können, führen das Fraunhofer ISI und die Justus-Liebig-Universität Gießen in dem Vorhaben „Arzneistoffeinträge - Befragungen und Bilanzierung der Emissionen“ Erhebungen zu Herstellung, Verbrauch und Umgang von Arzneimitteln durch. Mit diesen Informationen sollen die Einträge von Arzneistoffen in die Umwelt realistischer dargestellt und bestehende Informationslücken im breiten Feld der verschiedenen Spurenstoffeinträge und -minderungsmaßnahmen geschlossen werden.

Das Vorhaben „Arzneistoffeinträge - Befragungen und Bilanzierung der Emissionen“ fokussiert auf vier Bereiche, zu denen bislang Informationslücken bestehen: Erhebung der Arzneistoffeinträge aus den Bereichen der Lebensmittel liefernden und Nicht-Lebensmittel liefernden Tiere, von Arzneimittelproduktionsstandorten in Deutschland sowie die Erfassung weiterer Punktquellen für Human- und Tierarzneistoffe. 

Anmerkung zu den Erhebungsverfahren

Die Auswahl der jeweiligen Erhebungsmethode erfolgte zum einen nach Betrachtungsbereich und zum anderen nach bereits vorliegender Informationslage. Ziel ist, es den Aufwand für die teilnehmenden Akteure möglichst gering zu halten und dennoch eine verlässliche Datenqualität zu gewinnen. Bei allen im Vorhaben durchgeführten Erhebungen werden die Aspekte von Datenschutz und Wahrung der Anonymität bei der Auswertung sichergestellt.

Teilbereiche der Erhebung

Das Vorhaben „Arzneistoffeinträge - Befragungen und Bilanzierung der Emissionen“ umfasst die Erhebung von vier Teilbereichen des „Arzneimittel-Zyklus“. Hierzu gehören der landwirtschaftliche Bereich der Lebensmittel liefernden Tiere, der private Bereich der Haustierhaltung, die Arzneimittelherstellung in Deutschland sowie weitere Punktquellen für Human- und Tierarzneistoffe.
Bei allen im Vorhaben durchgeführten Erhebungen werden die Aspekte von Datenschutz und Wahrung der Anonymität bei der Auswertung sichergestellt. 

Erfassung der Arzneimittelverbräuche auf landwirtschaftlichen Betrieben

In einer für Deutschland angestrebt repräsentativen Befragung werden die Themen Tierarzneimittelverbräuche für Lebensmittel liefernde Tiere in konventionellen sowie Bio-Betrieben und mögliche Emissionen aus der Entsorgung von Tierarzneimitteln ermittelt. Dazu werden über alle Bundesländer verteilt ca. 100 landwirtschaftliche Betriebe besucht und zu ihren Betriebsdaten sowie dem Einsatz und dem Umgang mit Arzneimitteln befragt. Die Befragung findet auf Betrieben statt, die eine der folgenden Tierarten halten: Milchkühe, Mastrinder, Sauen und Ferkel, Mastschweine, Masthühner oder Legehennen.

Mehr Informationen finden Sie auf der Website der Uni Gießen: ww.uni-giessen.de/Erhebung

Erfassung der Tierarzneimittelverbräuche bei privaten Haushalten

In einer für Deutschland repräsentativen Online-Befragung werden Tierarzneimittel-Verbräuche für Hunde, Katzen, Pferde und Fische (Nicht-Lebensmittel liefernde Tiere) und mögliche Emissionen aus der Entsorgung von Tierarzneimitteln ermittelt. Die Erhebung umfasst rund 4.000 Tierhalter:innen, die Ergebnisse werden zurzeit ausgewertet und fließen anschließend in eine Gesamtbilanzierung ein.

Erfassung und Charakterisierung von Arzneimittelproduktionsstandorten in Deutschland

Der Produktionsstandort Deutschland weist höchste technische Standards auf und generiert in seiner Rolle als Innovationstreiber Vertrauen und Ansehen auf nationaler und internationaler Ebene.

Im Rahmen einer Erhebung bei Arzneimittelherstellern mit Produktionsstandorten in Deutschland werden Informationen zu Art und Menge von eingeleiteten Arzneistoffen und Art der Abwasseraufbereitung vor Einleitung erhoben. Die Erhebung erfolgt über ein Online-Tool.

--> Anmeldung zur Umfrage: s. Kasten rechts

Die Erhebung dient dazu, die bestehenden Informationen zur Emission von Arzneimitteln in die Umwelt zu ergänzen, um Spekulationen keinen Raum zu geben. Die gewonnenen Daten sollen konstruktive Diskussionen zu Handlungsoptionen ermöglichen. Darauf aufbauende angepasste Umweltfolgenabschätzungen helfen dabei, Strategien zur Eintragsminderung zu erarbeiteten, die eine ausgewogene Verteilung von Verantwortlichkeiten berücksichtigen.

Erfassung von weiteren Punktquellen für Human- und Tierarzneistoffe

Neben den bereits bekannten Eintragsquellen, sowie den Einträgen aus der Tierhaltung und von Arzneimittel-produzierenden Unternehmen können insbesondere auf lokaler und regionaler Ebene weitere Eintragsquellen eine hohe Relevanz haben. Für ein möglichst gutes Gesamtbild werden diese Bereiche durch Literatur- sowie Datenbankrecherche und Expertenbefragungen erfasst.